Braucht Bernkastel-Kues eine Hängeseilbrücke?

Stellungnahme zur Hängeseilbrücke, TOP 6, Stadtrat 07.08.2023
Brigitte Walser-Lieser

Nach zwei Jahren Ankündigungen der Idee das Tiefenbachtal mit einer Hängeseilbrücke zu verbinden, erfahren wir heute Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie. Auftraggeber war nicht der Stadtrat, sondern, wenn ich es richtig verstanden habe, die Wein- und Ferienregion GmbH. Wieviel kostete die Machbarkeitsstudie und zu wieviel % wurde sie durch Leadermittel gefördert?
Information des Tourismusleiters: 48000€, 60% Fördermittel

Eine Hängeseilbrücke ist in seiner Erscheinung eine Augenweide, die touristische Anziehungskraft hat aber negative Auswirkungen.

Anhand des Projektsteckbriefes möchte ich zu mehreren Punkten Stellung beziehen, dazu dienten mir auch Informationen über die Geierlay-Brücke von Wikipedia u.a. Quellen. Auch wenn die Brücken in der Länge nicht vergleichbar sind, so sind einige Informationen doch verwertbar und nutzen mir zur Erläuterung:

1. Idee
Aus touristischer Sicht soll die Attraktivität durch die Verbindung von Wanderwegen erweitert werden. Ist die Strategie „Immer höher immer weiter“ noch die angemessene? Ich erwarte schon das Argument, man wolle hier wohl Stillstand? Es gilt unsere Wein – und Kulturlandschaft zu sichern, zu bewahren, so wie sie jetzt noch ist, und nicht zu überlasten. Mit dieser Hängeseilbrücke ist für mich eine Grenze erreicht. Es gilt die historischen Bauwerke, Immobilien, Grün- und Parkanlagen fortlaufend zu pflegen und zu warten, das ist soll im Fokus der Investitionen bleiben und erfordert seinen Preis und Wert.

2. Kosten
1 Mio. € sind insgesamt angegeben, die Geierlay in ihrer Erscheinungsform kostete 1,2 Mio.€
Folgekosten – Betriebskosten noch kein Zahlenwerk, bei Geierlay waren 14.000€ angegeben, eventuell sind die Kosten aktuell gestiegen.

3. Fördermöglichkeiten:
In die Stadtkasse fließen zurzeit einige Fördermittel um anstehende notwendige Maßnahmen umzusetzen.
Für jede Maßnahme, die bezuschusst wird, steht zur Diskussion, müssen wir alles machen, weil es unter anderem Fördermittel gibt? Die Geierlay-Brücke wurde im Übrigen auch von den umliegenden Gemeinden mitfinanziert, die Gemeinde Mörsdorf hat durch einen Eigenanteil finanziert, aber dies mit Einnahmen durch Windkraftnutzung refinanziert. Die ursprüngliche Idee stammt aus 2006 und galt zu dieser Zeit als Investition in ein Alleinstellungsmerkmal.
Zitat: Kritik kam auch vom rheinland-pfälzischen Rechnungshofes: „Das Ziel einer nachhaltigen Steigerung des Tourismus wurde durch die Einrichtung einer Hängeseilbrücke nicht erreicht“:

4. Wesentliche Ergebnisse der Machbarkeitsstudie:
Selbst als Laie kann ich bewerten, dass das Herstellen einer solchen Maßnahme einen Eingriff in die Natur und in die Landschaft darstellt. Als Beispiel kann man die Installation der Blickbox und des Skywalks auf der Kueser Bergseite am Waldrand sehen. Allein für diese Maßnahme wurden erhebliche Erdbewegungen notwendig. Aus meiner Sicht handelt es sich hier um ein geringes Ausmaß. Von der Natur erwarten wir, dass sie sich von unseren Eingriffen wieder erholen wird. Das geschieht oft nicht so schnell, wie wir in diese strapazieren.

5. Touristische Anziehungswirkung:
Die Gemeinde Mörsdorf setzt zeitweise die Bewerbung der Geierlay auf Tourismuswebseiten aus, da sie von Besuchermassen überrannt werden.
In den jetzigen Ferien hatte die Geierlay täglich eine durchschnittliche Besucherzahl von 2000 Menschen. Wieviel Müllspuren wird es auf unseren Wanderwegen und im umliegenden Wald geben? Als Beispiel dafür kann sich jeder einen Eindruck darübermachen, wenn er vor der Burg steht und den Hang herunterblickt, wieviel Verpackungen in den Hängen dort jetzt schon liegen.
Brauchen wir eine Brücke zum Ausblick? Als Aussichtspunkte zum Blick
ins Moseltal haben wir zwei Skywalks, einen Burgturm und ein Burgrestaurant,
bei Lieser eine „schöne Weinsicht“, bald einen Rastparkplatz mit Ausblick
neben der Hochmoselbrücke bei Zeltingen-Rachtig und weitere Aussichtplätze
mehr!
Schon jetzt haben wir einen Auftrag vergeben, unseren Parksuchverkehr durch ein dringend notwendiges Parkkonzept zu ordnen. Aus meiner Sicht sollten wir erstmal die aktuellen Parkbedarfe regeln und nicht dafür sorgen, dass sich das Verkehrsaufkommen noch verstärkt.

Wer etwas will, findet Wege, wer etwas nicht will, Gründe! Wie zu erkennen, werden wir kein Freund dieser Maßnahme und dem Beschlussvorschlag nicht zustimmen, damit vertreten wir auch die Bürger*Innen in der Stadt, die kritisch dieser Maßnahme gegenüberstehen.

In zehn Monaten wird unser Bürgermeister seine Verantwortung für die Stadt abgeben, viele Projekte hat er auf den Weg gebracht. Meiner Meinung nach, sollte er davon absehen, weitere Maßnahmen anzustoßen. Es gibt noch genug Planungen umzusetzen und die Finanzen im Blick zu halten!

Auszug aus der Sitzungsvorlage:
Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie liegen gegenwärtig vor – grundsätzlich gibt es keine Ausschlusskriterien, die zum aktuellen Zeitpunkt der Realisierung des Projektes entgegenstehen. Ebenso wurde eine Kostenschätzung zum Projekt erarbeitet. Das geschätzte Finanzierungsvolumen beträgt rund 932.000,- €. Es ist beabsichtigt, für die Planung und den Bau der Hängeseilbrücke Fördergelder in Anspruch zu nehmen. Bei der unlängst abgeschlossenen Potenzialanalyse für Tourismusinfrastrukturen in der Tourismusregion Mosel wurde das Projekt Hängeseilbrücke als eines der drei Fokusprojekten mit einem Investitionsvolumen von bis 2 Mio. € ausgewählt. Diese von der Mosellandtouristik durchgeführte und vom Wirtschaftsministerium finanzierte Potentialanalyse dient dazu, besonders zukunftsfähige und förderungswürdige Infrastrukturprojekte in der Tourismusregion Mosel zu ermitteln.
Als nächster Schritt auf dem Weg zur Umsetzung ist nun die Beauftragung der Leistungsphasen 1-4 notwendig, welche die Entwurfsplanung beinhaltet und für die Bauantragstellung notwendig ist. Die LP 1-4 inkl. Statik entsprechen ca. 30% der Baunebenkosten und das Kostenvolumen, somit ca. bei 80.000 €.

Anmerkung: Es soll 80% Förderung geben, 20% der Kosten sollen über die Einnahmen der Gästebeiträge refinanziert werden.

Ergebnis: Die weiteren Planungsphasen zur Installation der Hängeseilbrücke
sind ohne die Zustimmung der SPD-Fraktion beschlossen worden.

Beschlussvorschlag:
Zur Umsetzung des Projektes „Hängeseilbrücke Bernkastel-Kues“ sollen weitere Schritte eingeleitet werden. Dazu wird die Verwaltung beauftragt, das Ausschreibeverfahren der Leistungsphasen 1-4 durchzuführen, so wie die dazugehörige Statik auszuschreiben. Gleichzeitig soll die Finanzierung im Haushalt sichergestellt werden.

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